der künstlichen Fischzucht in Tharandt und der Forellenzucht Tharandt
In Meyers Konversationslexikon wird bei der Beschreibung des Königreiches Sachsen bei dessen Land- und Forstwirtschaft eine Anstalt für künstliche Fischzucht in Tharandt erwähnt. Diese muss es hier in Tharandt seit Mitte des 19. Jahrhundert gegeben haben. Für die Hebung der Fischerei ist zu königlichen Zeiten ein Verein für Fischzucht tätig. Dieser Verein soll den hohen Nahrungsmittelbedarf der sächsische Bevölkerung durch die Verbesserung des Angebotes an Frischfisch durch sächsische Fischer fördern. In der Elbe werden zu diesem Zeitpunkt Welse, Störe, Zander, Aale und Lachse gefangen. Letztere beiden werden auch in den größen Nebenflüssen gefangen. Es wird erwähnt, dass Karpfen und Hechte die Teiche des rechten Elbufers liefern. Forellen kommen hingegen aus den Gebirgsgewässern, zu dehnen auch die Weißeritz zählt.
Der atlantische Lachs (Salmo salar) war in der Elbe und deren größeren Nebenflüssen aus den Gebirgen bis vor reichlich hundert Jahren eine der Charaktertierarten. Mit zunehmender Gewässerverunreinigung und dem Flussverbau wurde er schon Ende des 19. Jahrhundert zunehmend seltener. Durch künstliche Erbrütung von Lachseiern versuchte man noch eine Zeit vergebens den Niedergang der Lachse in Sachsen aufzuhalten. Die ersten Versuche mit der Erbrütung von Lachseiern wurden ab 1877 in Tharandt unternommen. Nachdem man hier in Tharandt die ersten Erfahrungen mit der künstlichen Erbrütung der Lachse gewonnen hat ging man erst 1885 in die Sächsische Schweiz. Dort wurde durch den Fabrikanten Rößler 1885 die „Erste Sächsische Lachsbrutanstalt“ am Lachsbach gegründet.
Ende des 19. Jahrhunderts haben am jetzigen Standort der Forellenzucht Tharandt bereits mehrere kleine Teiche bestanden. Diese Teichanlage wurde bei dem Hochwasser 1897 komplett zerstört und erst um 1900 mit einer Gesamtwasserfläche von ca. 5000 m² vom damaligen Besitzer Linke neu erbaut.
Das Wasser aus der Wilden Weißeritz wurde schon früher an einem Wehr oberhalb der Straßenbrücke entnommen und damals durch ein Grabensystem (Zuleiter) entlang der Straße den Teichen zu geleitet. In diesen Gräben, welche an den Ufern mit Holz ausgekleidet waren, erfolgte damals die Aufzucht der Forellen – Brut welche in dem am nördlichen Ende des Grundstückes gelegenen „Bruthaus“ schlüpfte. Das Bachwasser lief schon damals von Teich zu Teich und wurde so mehrfach genutzt. Die mehreren kleinen Teiche wurden zu Aufzucht und Mast der Forellen genutzt.
Am unteren Bildrand erkennt man das Bruthaus. Links oberhalb der Teichanlage befindet sich die Eisenbahnstrecke von Dresden nach Freiberg. Auf der rechten Seite ist die Anlage durch die Straße von Tharandt nach Edle Krone begrenzt. Auf beiden Bildern ist Kahlschlag an den Weißeritztalhängen und der dichte Baumbestand auf dem Hochplato der Somsdorfer Höhe gut zu erkennen. Aufgenommen wurde dieses Bild von der Floßholzabwurfstelle Bellmanns Los im Norden der Anlage.
Im Jahre 1934 erwarb Walter Voss das Grundstück und den Betrieb vom Pleite gegangenen Vorbesitzer Rudolf Linke. Seitdem ist der Betrieb im Besitz der Familie Voss. Die Kriegsjahre und die Zeit nach dem 2. Weltkrieg überstand der Betrieb durch die Nebeneinkommen aus der Pelztierzucht. So wurden neben Forellen Füchse, Nutria und vor allem Nerze sehr erfolgreich gezüchtet. Letztere wurde erst 1990 mit der Wende aufgegeben. Das Hochwasser im Jahre 1958 beschädigte die Teichanlage kaum. Trotzdem wurden aus mehreren kleinen Teichen durch Zusammenlegung größere, unwirtschaftliche Teiche im Nordwesten der Anlage wurden zu „Landgewinnung“ für die Nerzzucht verfüllt. Der Betrieb der Forellenzucht Tharandt wurde auf andere gepachtete Teiche und Flussläufe ausgedehnt. Unter anderem bewirtschaftete Walter Voss mit seinem Sohn Horst Voss Teiche in Tharandt und Liebenau. Die Bachfischerei betrieb man unter anderem in der Wilden Weißeritz flussabwärts bis zum Tharandter Bahnhof und flussaufwärts bis oberhalb der Talsperre Lehnmühle.